Romane > Menschen |
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sich um. Was auf den Teller kommen würde, das wußte man nie. Ob Reis, Nudeln oder Kartoffeln.
Ihre ganze Jugend kam Nike vor wie eine Sättigungsbeilage.
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Hier spricht die Erzählerin. Im Hintereinander spule ich sie ab, die Geschichte von Nike. Wie eine Rolle Garn. Ach, ich bin die alte Frau im Keller, die zwei Wollkugeln hat, eine blaue und eine rote, die sie immer weiter abstrickt. Handschuhe für Nikes lange Finger. Oder ein Pullover, der Platz hat auch für ihre knappe Brust, diesen atmenden Hügel aus Mädchenduft und Milchdrüsengeheimnis.
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Nike bekam die Reise von Robert geschenkt. Bei der Anmeldung im DELTA-Büro fiel Nike auf. Wie lebhaft sie agierte und sprach. Die Handbewegungen, mit denen sie ihre Sätze schwungvoll unterstrich. Ihr Heraussprudeln. Nike geriet ins Erzählen von damals, vom Kindsein und vom Kleinmädchen-Leben. Wie um alles in der Welt kam Nike auf den Sex-Akt? Sie sprach von der Furcht, sich zu verströmen. Sie habe Angst, von der Liebe verschlungen zu werden.
Nike wußte nicht, daß sie dabei gefilmt wurde. Und daß DELTA die Anmeldeszene im Seminar den Teilnehmern vorspielen würde.
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Hier spricht die Erzählerin. Du bekommst es hingeworfen, das Leben. Wie eine Arbeit, die du dir nicht ausgesucht hast. Wie damit umgehen? Ich, die Heizungsingenieurin, sage die Antwort in englischer Kürze. Make the best of a bad job.
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Deutschland war ihrer Jugend keine gute Mutter. In der neuen Hauptstadt, Deutschmannland eine Baugrube, stand Nike im Modehaus. Sie klebte, ziemlich unbeschäftigt, aus Übermut an einer Collage. Markstücke, Pfennige, Glitzersteinchen, winzige Applikationen, ein BVB-Fahrschein, Stoffstreifen mit wild ausgefransten |
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